Eigentumswohnung in der Großstadt: Immer schwerer zu bekommen

Nicht einmal jeder zweite Deutsche besitzt Wohneigentum. In den Großstädten sind es viel weniger: Die Spanne reicht von 15 Prozent in Berlin bis zu 32 Prozent in Stuttgart. Eigentum zu erwerben wird in den Großstädten immer schwerer. Die Wohnungsmärkte sind zunehmend leergekauft, die große Nachfrage lässt die Preise steigen. Eine Studie liefert jetzt aktuelle und beunruhigende Zahlen.

Nicht einmal jeder zweite Deutsche besitzt Wohneigentum. In den Großstädten sind es viel weniger: Die Spanne reicht von 15 Prozent in Berlin bis zu 32 Prozent in Stuttgart. Eigentum zu erwerben wird in den Großstädten immer schwerer. Die Wohnungsmärkte sind zunehmend leergekauft, die große Nachfrage lässt die Preise steigen. Eine Studie liefert jetzt aktuelle und beunruhigende Zahlen.

Erfurt/Düsseldorf. Im vergangenen Jahr haben die Deutschen deutlich weniger Wohnungen gekauft als noch 2016. In den 81 Großstädten der Bundesrepublik fanden im Jahr 2017 insgesamt 126.000 Wohnungen einen neuen Eigentümer. Das sind 5,6 Prozent weniger als im Vorjahr. In 52 Städten ging die Zahl der Wohnungsverkäufe zurück. Das zeigt der Wohneigentumsreport 2018, den die Immobilienfirma Accentro erstellt hat. Das Unternehmen wertete dazu die Transaktionszahlen aus, welche die regionalen Gutachterausschüsse verzeichnen.

Noch viel deutlicher ist das Bild in den sieben größten deutschen Städten: Hier ist der Wohnungsmarkt praktisch leergekauft. Nur Düsseldorf kam auf ein Plus von 0,8 Prozent – also nahezu eine Stagnation. In den anderen sieben Metropolen sackte die Zahl der Wohnungskäufe kräftig ab. München verzeichnete ein Minus von rund 10 Prozent, Frankfurt und Hamburg jeweils von 12,5 Prozent. In Köln sank die Zahl verkaufter Wohnungen sogar um 13,6 Prozent – Spitzenreiter unter den Großen ist Stuttgart mit einem Minus von 15 Prozent.

Wohnungsmarkt ist leergekauft – Kaufpreise explodieren

Einzig in Berlin blieb der Rückgang im einstelligen Bereich: -5,2 Prozent waren es in der Bundeshauptstadt. Die Zahlen umfassen dabei sowohl Verkäufe von bestehenden als auch von neu errichteten Eigentumswohnungen. Bei den Neubauwohnungen zeigte sich 2017 allerdings erstmals seit Jahren wieder ein Rückgang. Nicht einmal 30.000 neue Eigentumswohnungen kamen bundesweit in den Großstädten auf den Markt. Das sind ganze 14 Prozent weniger als noch im Jahr 2016.

Wenn so viel weniger Wohnungen auf dem Markt gehandelt werden, müssten eigentlich auch die Umsätze bei den Transaktionen sinken. Tatsächlich zeigt sich aber nur ein Rückgang von einem guten Prozent bei den Umsätzen – weil die Preise angesichts des knappen Angebots und der großen Nachfrage weiterhin deutlich steigen. In den letzten zehn Jahren haben sich Eigentumswohnungen in Düsseldorf um 108 Prozent verteuert – statt 168.199 Euro im Jahr 2007 kostete die Durchschnittswohnung im Jahr 2017 stolze 350.240 Euro.

Käufer weichen aus: starkes Wachstum im Umland

In Köln lag das Plus in den letzten zehn Jahren bei guten 63 Prozent. Wer eine Wohnung findet, muss in der Domstadt heute im Durchschnitt 257.120 Euro dafür hinblättern. Der Spitzenreiter ist bundesweit gesehen aber Berlin. An der Spree legten die Wohnungspreise in zehn Jahren um 134 Prozent zu. Die Gründe für die Entwicklung sind nicht schwer auszumachen. Der Neubau hinkt dem Bedarf weit hinterher, weil es in den Großstädten zu wenig Bauland gibt und Baugenehmigungen langwierige Verfahren erfordern. Außerdem steigen die Baukosten kräftig.

Die Macher der Untersuchung sehen im starken Preisanstieg wiederum einen Grund dafür, dass weniger Wohnungen gekauft werden – viele Menschen können die Preise einfach nicht mehr zahlen. Der leergekaufte Wohnungsmarkt in den Metropolen führt dazu, dass Käufer in die Umgebung ausweichen. So rechnet die Studie vor, dass Wohnungen in Mainz, Darmstadt oder Offenbach 30 bis 40 Prozent günstiger sind als im benachbarten Frankfurt. Resultat: In Mainz gab es 2017 sieben Prozent mehr Wohnungskäufe als im Vorjahr.

Wohneigentum für viele unbezahlbar – Run auf das Baukindergeld

Ähnliches ist im Rheinland zu beobachten: In Bergisch Gladbach kostet eine Wohnung 23 Prozent weniger als in Köln, in Leverkusen ist man fast 33 Prozent günstiger unterwegs. Kein Wunder ist allerdings, dass die Erhebung feststellt: Im Umland gehen die Preise jetzt ebenfalls kräftig nach  oben. In Mainz war etwa ein Plus von 61 Prozent festzustellen, in Offenbach sogar von 90 Prozent. Beides – wohlgemerkt – in nur fünf Jahren. Insgesamt liegt der Preisanstieg im Umland der Metropolen deutlich über dem Durchschnitt aller deutschen Städte.

Eigentumswohnungen sind also in den deutschen Ballungsgebieten nur noch schwer zu bekommen und für viele Menschen kaum noch bezahlbar. Kein Wunder, dass es gestern am ersten Tag einen wahren Ansturm auf das Baukindergeld gegeben hat. Wie die Deutsche Presseagentur dpa meldete, brach das Zuschussportal auf der Website der KfW Bankengruppe für rund 20 Minuten unter der Anfrageflut zusammen. In den ersten Stunden zählte die Bank bereits mehr als 1.000 Anträge auf die neue Förderung von Familien. Wie die Beantragung funktioniert, lesen Sie hier.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland verfasst.

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